Kein Märchenwald ohne erneuerbare Energie

Mit über 200 Quadratkilometern Fläche ist das Mittelgebirge Reinhardswald eine der größten Waldflächen Deutschlands. Als Ort zahlreicher Sagen und Märchen ist der Naturpark, zu dem auch das Dornröschenschloss Sababurg zählt, weit über die Region hinaus bekannt. Aber nicht nur mit Dörnröschen werden im Reinhardswald Grimms Märchen lebendig. Rapunzel soll in der nahe gelegenen Trendelburg gelebt haben und in Immenhausen der Hans im Glück.

 

Dieser märchenhaft schöne Wald ist aufgrund seiner großen Ausdehnungen von mehr als 27 Kilometern zwischen Bad Karlshafen und Fuldatal in einigen wenigen Bereichen für die Nutzung der Windenergie vorgesehen. Unsere Planungen von 20 Windkraftanlagen erstrecken sich auf einer Länge von rund sieben Kilometern zwischen dem „Farrenplatz“ und dem „Langenberg“ im nördlichen Reinhardswald in ausreichendem Abstand zu den touristisch wertvollen Bereichen um den Urwald oder den Tierpark Sababurg.

Vom Hutewald zur Fichten-Monokultur

Tatsächlich jedoch ist der Reinhardswald seit Jahrhunderten ein Kultur- und Wirtschaftswald, den sich seine jeweiligen Besitzer, seien es Grafen, Bistümer oder Behörden, zunutze machten. Sie haben – jeder auf seine Weise – damit ihre eigenen Interessen verfolgt und das hervorgebracht, was uns heute als natürlich gewachsen erscheint. Der Eichenwald mit nahrhaften Eicheln diente der Schweinemast und weite Teile des Reinhardwaldes waren im Mittelalter baumlose Weide- und Wiesenflächen für die Nutztierhaltung. Für die Fischzucht wurden verschiedene stehende Teiche geschaffen. Auf dem Gahrenberg, am Ahlberg und am Möncheberg wurde Braunkohle abgebaut. Vor allem aber war der Wald über Jahrhunderte Holzlieferant – für den Hausbau, für Köhlereien, zur Glas und Stahlgewinnung oder zum Heizen. Der Bedarf war enorm, sodass Ende des 18. Jahrhunderts damit begonnen wurde, schnell wachsende Fichten anzupflanzen. Während man damals die Fichtenpflanzungen noch locker gruppierte und mit Eichen durchsetzte, ist 100 Jahre später und bis heute großflächige Monokultur üblich. Und in der haben die heftigen Stürme der letzten Jahre (Kyrill in 2007, Friederike in 2018 und Eberhard in 2019) und der heiße Sommer 2018 immense Schäden verursacht. Der Sturm Eberhard am 10. März 2019 hat wieder einmal gezeigt, wie verletzlich der Wald ist und dass der Klimawandel ihn ernsthaft bedroht.

Mit Windkraft gegen den Klimawandel

Besonders auf den ausgewählten Standorten für unsere Windkraftanlagen am Farrenplatz und auf dem Langenberg haben Sturmschlag und Schädlingsbefall bereits immense Schäden verursacht. Hier sind kaum Eingriffe in den Baumbestand nötig, weil der Windwurf durch Stürme bereits großflächig kahle Flächen hinterlassen hat. Weitere Bestände zerstört gerade der Borkenkäfer. Ihm hat der Extremsommer 2018 beste Voraussetzungen geschaffen, um über die vorgeschädigten Fichten herzufallen. Beides – Extremwetterlagen wie heftige Stürme und lang anhaltende Hitzeperioden – sind Folgen des Klimawandels. Um dem entgegenzutreten, benötigen wir gesunde Mischwälder und die erneuerbaren Energien wie die Windkraft.

Der Windpark Ottrau – auch im Wald haben Windkraftanlagen einen geringen Flächenbedarf und helfen, die Natur zu schützen, da sie fast klimaneutral Strom produzieren und aktiv dem Klimawandel begegnen.
Windwurffläche im Nadelholzbestand. Die Standorte für die Windkraftanlagen wurden so gewählt, dass möglichst wenig bis kein bestehender Baumbestand betroffen wird.
Der Borkenkäfer setzt den durch den Extremsommer 2018 geschwächten Nadelhölzern spürbar zu. Zerfressene Rinden, braune Tannen und umgefallene Bäume zeigen deutlich, wie der Klimawandel den Reinhardswald verändert.